14.03.2024

Mit Erfahrung zum Sieg

Erster und zweiter Knowlympics-Platz gehen an BSiN-Partner

Zwei Partnerorganisationen von Bruder und Schwester in Not gewinnen bei den Knowlympics 2023 den ersten und zweiten Platz, Fundación Círculo Solidario in El Salvador und die Mill Hill Missionaries (St. Josephs Missionare von Mill Hill) in Uganda. Ein Grund, stolz zu sein, meint auch Magdalena Wiesmüller, die Geschäftsführerin von Bruder und Schwester in Not: „Wir freuen uns mit unseren langjährigen Partnerorganisationen über diese Bestätigung und Wertschätzung ihrer wirksamen und innovativen Arbeit für die Menschen und insbesondere für Frauen und Mädchen in den Projektgebieten.“

Zum Erfahrungs- und Wissensaustausch wurden die Knowlympics bereits zum siebten Mal von Horizont 3000 ausgeschrieben und haben das Ziel, sowohl wertvolle als auch negative Lernerfahrungen in der Umsetzung von EZA-Projekten durch Partner-Organisationen vor Ort für andere nutzbar zu machen. An den Knowlympics 2023 nahmen 19 Organisationen mit 23 Erfahrungen teil – ein Rekord, so Horizont 3000. Themenfokus war diesmal „Frauenrechte“. Die Gewinner wurden durch das Los ermittelt, alle teilnehmenden Kontinente sollten repräsentiert sein. Die gezogenen Organisationen erhalten als Prämie eine Geldsumme, die wiederum in Wissensmanagement investiert werden soll: 1000 Euro für den ersten und je 750 Euro für zweiten und dritten Platz.

1. Platz: Ein Frauennetzwerk für Chancala, El Salvador

Das kleine lateinamerikanische Land El Salvador weist eine der höchsten Femizidraten der Welt auf. Der Stadtteil Chancala in der Hauptstadt San Salvador sticht aus diesem traurigen Rekord nochmals mit besonders hohen Raten geschlechtsspezifischer Gewalt heraus. 

Dies war der Hintergrund für die Organisation Fundación Círculo Solidario, ein System zur Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen ins Leben zu rufen. Der erste Schritt war die Gründung einer Frauengruppe, die eine „Opferunterstützungsroute“ aufbauen sollte und dies auch erfolgreich umsetzte. Die Route weist spezielle Risiko- und Sicherheitszonen für betroffene Frauen auf. In der zweiten Phase wurde ein Mentoringsystem aufgebaut, in dem Frauen Workshops und Schulungen zu relevanten Themen für andere Frauen halten. Zum einen betrifft das Wissensvermittlung hinsichtlich von Rechten und der Einforderung derselben. Schnell zeigte sich aber auch, dass Frauen psychologische und ökonomische Unterstützung brauchen, um einem gewalttätigen Umfeld zu entkommen. Aus diesem Grund wurden auch Trainings in Fertigkeiten, die einen Verdienst ermöglichen sollen, Teil des Projekts.

Fotos (c) Horizont 3000: Frauen unterstützen einander gegenseitig durch Netzwerkbildung und Mentoring.

Das gesamte Netzwerk trug massiv zu einer besseren Teilhabe von Frauen in der Öffentlichkeit und in Entscheidungsprozessen in diesem Stadtteil bei. Es war so erfolgreich, dass heute sogar die politische Gemeinde FCS stets als Referenz für das Thema „Frauenrechte und -schutz“ angibt.

2. Platz: Empowermentgruppen in Kotido, Uganda

Die Karamoja-Region im Nordosten Ugandas ist besonders trocken und abgeschieden und hat in ganz Uganda die schlechteste Gesundheitsversorgung. Die Millhill Missionaries, in Tirol auch „Josephsmissionare“ genannt, arbeiten seit vielen Jahren in der Karamoja-Region eng mit den dort lebenden Menschen zusammen. Aus der Erfahrung einer anderen in der Region tätigen Organisation zogen sie den Schluss, dass die Menschen selbst am besten wissen, was sie für sich und ihre Familien brauchen: Die Organisation teilte Saatgut aus, welches die Menschen anpflanzen und so vermehren sollten. Aber stattdessen haben die Familien das Saatgut verkocht und gegessen. Gefragt warum, gaben sie zur Antwort, dass die Zeit des Regens und der Aussaat schon vorbei und das Saatgut deshalb nutzlos geworden war. Der einzige noch bleibende Nutzen bestand darin, es zu essen. Die Organisation beurteilte die Situation von außen und handelte, ohne die beteiligten Menschen in ihre Aktion miteinzubeziehen. Die Konsequenz für die Mill Hill Missionaries war, in ihrem eigenen Projekt auf „Empowermentgruppen“ zu setzen.

Fotos: Empowermentgruppen und ihre Teilnehmer:innen bei der Umsetzung ihrer Aktivitäten, hier Spargruppen und Berufsausbildung als Schneiderinnen bzw. Perlenknüpferinnen.

Als Gruppe erarbeiten die beteiligten Menschen selbst, was sie am dringendsten benötigen und welche Schritte zur Verbesserung ihrer Situation notwendig sind. 90% der Teilnehmenden sind Frauen zwischen 18 und 35 Jahren. Einige Adaptierungen zur vorherrschenden Praxis des Top-Down Ansatzes in vielen Projekten waren notwendig, um das Projekt mit dem Bottom-up Ansatz erfolgreich zu machen. So ist die Aufgabe des Projekt-Personals hier nicht die Leitung, sondern lediglich die Anleitung und Begleitung der Gruppen. Die tatsächliche Führungsposition der Gruppen rotiert innerhalb der Gruppenmitglieder, die alle diesen Teil der Verantwortung übernehmen. Sowohl dieser geänderte Ansatz als auch die hohe Partizipation von Frauen bringen einen nachhaltigen Erfolg mit sich: Die beteiligten Menschen sind die „wahren Eigentümer:innen“ des Projekts. Sie verhalten sich auch so in der Selbstverständlichkeit, das Projekt und vor allem ihre Gruppe voran zu bringen und von innen heraus, mit dem bereits vorhandenen Potenzial, zu wachsen. Indem auch Frauen Teil dieser Gruppe sind, haben sie bessere Möglichkeiten in der Gemeinschaft vor Ort, sich Gehör zu verschaffen, ihre Rechte einzufordern und wo sie als Führungspersonen agieren, erfahren sie einen erheblichen Statusgewinn.

Quelle: Gespräch mit Partnerorganisationen, KNOW-HOW3000